Von Marterl zu Marterl
Bildstöcke, Wegkreuze – oder eben Marterl gehören bei uns in der Buckligen Welt zum Leben und zum Landschaftsbild. Hunderte dieser Minidenkmäler gibt es, aufgestellt im Andenken an einschneidende Erlebnisse, geliebte Menschen oder als sichtbare Bitte um Beistand durch Gott, respektive eines Heiligen. Oder alles zusammen. Oft finden sich mehrere Marterl in unmittelbarer Nachbarschaft nebeneinander. Auch der Marterlweg Ödenkirchen ist nicht geplant entstanden, sondern organisch gewachsen, was seinen besonderen Charme ausmacht.
Tradition am Leben erhalten
Der Marterlweg Ödenkirchen beginnt direkt hinter unserem Haus mit dem „Hausmarterl“ der Familie Fally, dem Josefsmarterl. Wir haben es selbst aufgestellt, als Gedenken an meinen Vater und meinen allzu früh verstorbenen Bruder. Sie sehen also, wie lebendig diese Tradition ist. Es gibt in der Buckligen Welt Marterl, die sind einige hundert Jahre alt und ganz neue. Manche verfallen und verschwinden, andere entstehen. Als ich nach Ödenkirchen gekommen bin, stand es schlecht um unseren Marterlweg. Angeblich waren es einmal zwanzig Bildstöcke gewesen, aber nur drei Stück waren damals intakt. An einigen Stellen konnte man noch Fundamente erkennen, der Rest schien für immer verschwunden.
Heiter besinnlich spenden
Mein Lieblingsplatzerl war immer schon die Mariengrotte. Dort auf dem Bankerl mit dem herrlichen Panorama des Hochwechsels vor mir, habe ich irgendwann beschlossen, eine Initiative zur Erhaltung, respektive Wiedererrichtung des Marterlwegs Ödenkirchen ins Leben zu rufen. Unsere „heiter besinnliche Lesegruppe“, die sich regelmäßig beim Fally zu Lesungen trifft, war sofort Feuer und Flamme und bereit, einen Spendentopf aufzustellen. Die freiwilligen Spenden, die seither bei diesen Lesungen zusammenkommen werden unmittelbar reinvestiert: Da ein Stück Holz erneuern, dort eine Inschrift restaurieren, den Weg besser sichern, oder ein zusätzliches Bankerl aufstellen. Seit sich die Damen und Herren dieses Vereins darum kümmern, ist es eine noch größere Freude, den Marterlweg entlangzuspazieren. Lieben Dank dafür!
Neun Marterl sind es aktuell und jedes erzählt eine eigene Geschichte. Auf unserem Weg sind es meist einfache Holzkreuze mit einem kleinen Dach, um es vor Wind und Wetter zu schützen und einer Spruchtafel. Aber es gibt auch aufwändiger gestaltetete Exemplare, wie eben die Mariengrotte.
Der Marterlweg Ödenkirchen, zu jeder Jahreszeit ein Genuss
Der Weg selbst geht knappe fünf Kilometer relativ eben dahin. Die hundert Höhenmeter Steigung verteilen sich über die gesamte Strecke und sind in der Regel auch für Sonntagsspaziergänger leicht zu bewältigen. Die Runde beginnt und endet beim Fally, also ideal für einen Verdauungsspaziergang nach der Jause, oder – hoffentlich nicht mehr lange notwendig – ein paar Schritte an der frischen Luft, bevor Sie Ihr „Fally-to-go“-Menü abholen. Der Marterlweg Ödenkirchen bietet zu jeder Jahreszeit herrliche Ausblicke auf die Bucklige Welt!
Streckenprofil, Eckdaten
Ausgangspunkt, Ziel und höchster Punkt der Runde: Ödenkirchen, Gasthof Zum Fally – 900m
Weglänge: viereinhalb Kilometer
Höhenmeter: ungefähr hundert
Gehzeit: etwa eineinviertel Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht